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0.1 Chock - Einleitung, Umriss                                                                                                      retour

Benjamin: Baudelaire hat es zu seiner Sache gemacht, die Chocks mit seiner geistigen und physischen Person zu parieren.1

Neumeyer meint dazu, dass sich Benjamin in einen doppelten Widerspruch begibt. Systematisch: zeigt er wie lyrische Dichtung in einer Erfahrung fundiert, das Chockerlebnis zur Norm macht aber dadurch die Chockabwehr den auslösenden Vorfall für die dichterische Erfahrung sterilisieren würde, besser: je unablässiger das Bewusstsein im Interesse des Reizschutzes auf dem Plan sein muss, je größer der Erfolg ist, mit dem operiert wird, desto weniger gehen die Chockmomente in die Erfahrung ein, desto eher erfüllen sie den Begriff des Erlebnisses. Direkt auf Baudelaire bezogen, wenn seine Dichtung ein hohes Maß an Bewusstsein prägt, dann bedeutet dies Chockabwehr. Nun, so meint Neumeyer, behauptet Benjamin genau das Gegenteil, nämlich: "Fällt die Chockabwehr aus, so würde sich grundsätzlich der freudige oder Unlust betonte Schreck einstellen, der nach Freud den Ausfall der Chockabwehr sanktioniert. Diesen Befund hat Baudelaire in einem grellen Bild festgehalten. Er spricht von einem Duell, in dem der Künstler, ehe er besiegt wird, vor Schrecken aufschreit. Dieses Duell ist der Vorgang des Schaffens selbst. Baudelaire hat also die Chockerfahrung ins Herz seiner artistischen Arbeit hineingestellt"2

Benjamin spricht von Chockerfahrung zugleich betont er, dass Baudelaire die Chocks pariert, die so zum Erlebnis fungieren. So pendelt Benjamin zwischen Abwehr des Chocks (Erlebnis) und Durchbruch des Chocks (Erfahrung) und erklärt damit nicht ob Baudelaires Dichtung Chocks pariert oder durchlässt (ähnlich Oskar Sahlberg: Die Widersprüche Benjamins).3

1.0 Chock - Baudelaire 

Baudelaire differenziert recht genau zwischen Chockabwehr und Zulassen des Chocks. Das Bewusstsein hat den Chock nicht pariert, sehr wohl aber die Kunst, in dem sie sich als fähig erweist, den erfahrenen Bewusstseinschock in eine poetische Form zu überführen.4

Diese Aussage ist es, die im Bezug zu meiner Arbeit mein Interesse weckt, besser Erarbeitung des Begriffes Chock (Choc).

siehe auch Filmarbeit 5

"Albtraum", 1973,  https://youtu.be/0TXrO391Vv8

"Wenig Wehnedig", 1973, https://youtu.be/vB14eusOO4E

"New Orleans", 1974, https://youtu.be/rIbm0yQyhEU

"Miami", 1974, https://youtu.be/gDBjImHSkcg

"DOT-ROT-TOT", 1976, https://youtu.be/v0PWdDpxIw0

"Inside - Outside", 1998, https://youtu.be/j0t3Vz6S4lM

"A Different View of the Whitney Museum"

 

 

Anmerkungen:

Walter Benjamin, “Gesammelte Schriften, 1. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972–1999.

   Revidierte Taschenbuch-Ausgabe: Bände I–VII (in 14 Bänden gebunden), Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991

2 Harald Neumeyer, Der Flaneur, Konzeptionen der Moderne,  Königshausen & Neumann, 1999, Band Nr: 252 ISBN: 978-3-8260-1468-0

3 Oskar Sahlberg, Baudelaire und seine Muse auf dem Weg zur Revolution. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980

Charles Baudelaire, Sämtliche Werke/Briefe”,1977, in acht Bänden. Herausgegeben von Friedhelm Kemp und Claude Pichois in Zusammenarbeit  mit Wolfgang     Drost. Hanser-VerlagLes Fleurs du mal, Poulet-Malassis et de Broise, 1861.

Walter Benjamin / Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (erste deutsche Fassung, 1935),

   Werke und Nachlaß. Kritische Gesamtausgabe, Band 16, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-58589-4.