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Text und Abb., Mag. Michaela Seif, Bürgerspitalskirche, Perchtoldsdorf 1

In einer Wandnische präsentiert Peter Hofmann-Gir seine Fotoarbeit „Gewitter“ 

(Kamera, Licht: Nikolaus Similache) wie eine Altartafel.

 
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 Peter Hofmann Gir - "Gewitter", 2013 Bartolomé Estéban Murillo 2 - "Der Erzengel Michael stürzt den Teufel in den Abgrund", 1665/1668


Es handelt sich um eine Bearbeitung des Michaels-Themas, des so genannten „Engels- oder Höllensturzes“, eines wichtigen Motivs der christlich-abendländischen Kunst. Jedoch erzählt Peter Hofmann hier aber eine neue Geschichte und inszeniert die Positionen Gut und Böse: Michael, dargestellt als junger Soldat, stürzt den Teufel; sein Blick „nach oben“ sucht Gewissheit für sein Handeln. Daneben steht ein Junge, blickt unschuldig und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich. Für den Künstler ist er die eigentliche Schlüsselfigur, er trägt die Zukunft in sich, er verkörpert das, was kommt, wobei die beiden anderen Protagonisten bereits Geschichte sind.

1 Das Spitalsgebäude war an die Westseite der Kirche angebaut. Vom Obergeschoß aus konnten die Insassen die Empore der Kirche betreten. Die Kirche selbst, ein vierjochiger Saalraum mit 5/8 Chorschluss im Osten war ursprünglich der Hl. Elisabeth von Thüringen geweiht (gest. 1231), die in Marburg an der Lahn ein Hospital gegründet hatte. Die Weihe fand vermutlich 1419 statt. Das Gewölbe, ein Netz aus geraden und gebogenen Rippen, wurde erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet. Seitdem wurde die Kirche Opfer von Brandschatzungen während der Türkeninvasionen, 1784 wurde sie unter Josef II. geschlossen. Französische Truppen nutzten sie 1809 als Pferdestall. 1810 ersetzte man das mittlerweile zu klein gewordene Spital durch ein neues Haus in der Beatrixgasse 2; der Zeitpunkt des Abrisses des mittelalterlichen Gebäudes ist nicht bekannt. 1826 wurde die Kirche erneut geweiht. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden schließlich ab 1966/67 sowie 1995-1999 statt.

2 Bartolomé Estéban Murillo (1617 - 1682 Sevilla), um 1665/1668, 169,5 × 110,5 cm Bildrecht: Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.Nr.: Gemäldegalerie, 9821 Provenienz: Teil der ursprünglich im Chor und den Seitenschiffen befindlichen Ausstattung der Kapuzinerkirche in Sevilla;  dort wohl über der Türe zum Altarraum am Ende des linken Seitenschiffes; 1812 deponiert in Cádiz; 1987 erworben.