Der Blick/Archiv  Antinomie  Choc  Papier-Objekte  Haken  Archiv  Texte    Deutsch    English

 

1.0 Subjekt - Objekt

Baudrillard: Das Objekt will nur verführen - daher spielt es mit seiner Knechtschaft.1

Jeder muss den Anspruch, jemanden als vollwertige Subjekt anzuerkennen, als lächerlich empfinden.

...diese Frau und wir alle als Objekte wollen nicht als vollwertige Subjekte gedacht und angehimmelt werden, sondern im Grunde als Objekte akzeptiert werden, das heißt, die Frau will so akzeptiert werden, wie sie ist, mit ihrem nicht mit Sinn gefüllten, unmoralischen und übersinnlichen Charakter Objekt sein, heißt: allem und jedem ausgeliefert ...  aber auch ausgehend von alldem vollkommen und verführerisch und nicht besitzbar zu sein. Wenn sie die Freiheit des sexuellen Objekts einmal erkannt hat, ist die Frau in der Lage, all die Spiele der Liebe und der Psychologie zu spielen - allerdings als reines Objekt und nicht als Subjekt wird sie euch verführen, werdet ihr sie verführen. Ihre Stärke liegt in ihrer triumphalen Indifferenz, in dem triumphalen Fehlen von Subjektivität. Sie bleibt die Herrin des Spiels - "Das Objekt bleibt Herr des Spiels"

Ich lasse das so stehen, die Fixierung Baudrillards auf das Objekt Frau, ist mir als Anriss zu meiner Arbeit recht, nicht ungeachtet dessen, dass es vielleicht, eleganter Unsinn ist, wie Kritiker Baudrillards einige seine Aussagen bezeichneten. Klar ist auch, dass wir von anderen nicht als Subjekt angesehen werden können (oder?) sondern als Objekt (oder?), ja, dass wir uns als Subjekt selbst nur als Objekt wahrnehmen können (Subjekt - Objekt - Spaltung).2  Überwindungsversuche dieses philosophischen Ansatzes hier nicht berücksichtigt.

 

2.0 Jeder Mensch hat immer eine Wahl

Sartre: Der Mensch hat immer eine Wahl, es gibt keine Situation in der er diese nicht hat, auch unter größtem Zwang, bleibt die Wahl des Selbstmordes.3

Sie können zwar wählen, aber was nicht möglich ist, ist nicht zu wählen. Ich kann immer wählen, doch ich muss wissen: wenn ich nicht wähle, wähle ich immer noch.4

Die Wahl als Antinomie?

Ich denke, dass der Mensch immer wählt, er trifft eine Entscheidung, auch, wenn er keine trifft, hat er dadurch eine getroffen. Nur, hat er zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, das von ihm Gewählte auch auszuführen, muss er hoffen, dass andere seine Wahl für ihn vollstrecken. Dann liegt es nicht mehr bei ihm selbst, dass bedeutet, dass er als letzte Wahl nicht per se seinen Selbstmord ausführen kann. Trifft er diese Wahl unter größtem Zwang, so muss er also hoffen ermordet zu werden. Er kann nicht wählen wann und unter welchen Qualen. Seine letzte Wahl kann nur mehr als indirekte Wahl angesehen werden. Er gibt sich auf. Legt die Vollstreckung seiner Wahl in die Hände seiner erhofften Mörder in spe. Sie wird zur Hoffnung, zum Schicksal? In jedem Fall führt sie zu einem unscharfen Ergebnis, denn es könnte letztendlich ganz anders ausgehen - jahrelange Qualen oder sogar Freiheit.

Der Haken an der Wahl.

 

Anmerkungen:

1 Jean BaudrillardDie fatalen Strategien "Les stratégies fatales", Grasset & Fasquelle, Paris 1983, ISBN 2-246-28601-8

   deutsch: Die fatalen Strategien (Debatte; Band 11). Matthes & Seitz, München 1985, ISBN 3-88221-354-X  (mit einem Anhang von Oswald Wiener)

2 Karl Jaspers“Subjekt-Objekt-Spaltung” , “Einführung in die Philosophie”,  1950 im Artemis-Verlag Zürich, Piper, München 1953, S. 24f., 21. Aufl. München: Piper 1998.

3 Jean Paul Sartre, “Das Sein und das NichtsRowohlt Tb., Hamburg 1993, 10. Auflage

  (1996 ed., Gallimard)